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Russisch Blau Katze - Die Russisch Blau
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Erzengel vom Zarenhof
von Sarah C. Kilian
Historisches
Die tatsächliche Herkunft der Russisch Blau ist allerdings nach wie vor umstritten, denn blaugraue Katzen mit kurzem Fell sollen, genauso wie die langhaarige Troll-Katzen, die wir als Norwegische Waldkatze kennen bereits um 1300 in Liedertexten von skandinavischen Minnesängern vorgekommen sein. Zunächst mündlich überliefern, wurden auch im Hohen Norden später viele Geschichten und Legenden gesammelt und aufgezeichnet und bezeugen sowohl die Existens von Katzen mit unterschiedlichem Outfit als auch die enge Beziehung der Menschen zu ihren Haustieren. Wobei den Samtpfoten nicht nur als gute Ratten- und Mäusefänger eine besondere Rolle zukam, sondern auch als Bindeglied zu den Göttern und zum Volk der Wichtelmännchen und Elfen. Ein Status, der ihnen immerhin Zugang in die Häuser und ein Plätzchen am warmen Herd samt Futterspenden einbrachte. In Ländern, wo die Winter lang und schnatterkalt sind, zweifellos ein nicht zu unterschätzendes Privileg. Jenseits der Erzählungen darf als gesichert angenommen werden, dass die Russisch Blau - wie andere Katzen (Rassen) auch - entlang alter Handelsrouten um die halbe Welt gesegelt sind und vermutlich in den verschiedensten Häfen abgemustert haben. Wovon die vielen Bezeichnungen, mit denen sie seit ihrer mehr oder weniger offiziellen Entdeckung bedacht wurden, beredtes Zeugnis ablegen.
Edle "Fundsache"
Aus einem in der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg hinterlegten Dokument geht hervor, dass in Russland „ungewöhnlich schöne Katzen mit silberblauem Fell" gesichtet wurden. Ob sie dort, wie weiland bei den Wikingern gleichfalls das attraktive Pelzchen für wärmende Accessoires "spenden" mussten, scheint nicht überliefert, aber zumindest wahrscheinlich. Ständig gegen die Kälte ankämpfende Menschen sehen das nicht so zimperlich, und als "Rheumafelle" sind Katzen in vielen Gegenden immerhin heute noch begehrt. Und da soll die Wirkung der Dreifärbigen beispielsweise besonders fulminant sein... Nun, sehr wohl nachgewiesen ist hingegen, dass einige der reizvollen Leisetreter am russischen Zarenhof wohnhaft waren und sich dortselbst der wohlwollenden Aufmerksamkeit des Hochadels erfreut haben - nicht um ihr Leben für Kleidsames zu lassen, sondern sozusagen lediglich bei Herzen zu erwärmen. Trotzdem lässt sich angesichts ihres historischen Werdegangs keine rein russische Geschichte für die Russisch Blau rekonstruieren - und ihre eigentliche Zuchtgeschichte begann sowieso in Großbritannien.
Und wie kamen sie da hin? Wie alle "Exoten": per Schiff. Die Engländer, als Seefahrer so ziemlich weltweit unterwegs und stets bedacht, auf möglichst vielen Erdteilen Handelsniederlassungen zu errichten, gründeten 1553 in Russland einen Handelsplatz am Weißen Meer, der sechzig Jahre danach den Namen Archangelsk bekam. Von diesem Hafen aus gelangten vor allem Holz, kostbare Pelze und Leber nach England. Und vermutlich nutzte so mancher Matrose auch die Gunst der Stunde und brachte die eine oder andere blaue Hafenkatze mit. Denn die Blauen waren gefragt. Nachzulesen im wahrscheinlich wichtigsten Katzenalmanach überhaupt, nämlich Frances Simpsons 1903 erschienenem "The Book of the Cats", die darin vermerkt: Blaue Kurzhaarkatze - viele von ihnen aus Russland importiert - sind als Hausgenossen sehr beliebt, machen sie doch das ganze Jahr über einen gepflegten Eindruck und verfügen über die hohe Intelligenz der meisten Kurzhaarrassen.
Nachdem sich die Katzen aus Archangelsk durch ihr dickes, silbriges Fell von den englischen Katzen unterschieden und weiters deren Einreise schon um 1860 belegt scheint, waren sie demnach 1901 keineswegs unbekannt. In diesem Jahr setzte nämlich ein Pärchen Russisch Blau seine Pfötchen hochoffiziell auf britischen Boden, und zwar als nobles Geschenk des russischen Zaren an die britische Queen samt Filius Edward. Damals grassierte freilich das "Blau-Fieber" auf der Grünen Insel schon etliche Jahre, ausgelöst durch zwei blaue Langhaarkätzchen, die Queen Viktoria besaß. Und dermaßen salonfähig machte, dass jedermann, der auf sich hielt, quasi über Nacht sein Heim mit einer persischen blauen Katze zu schmücken wünschte zu machen Blau war eben total "in", auch in Kurzhaar, und möglicherweise um der strengen Frau Mama keine Konkurrenz (oder um sich zu emanzipieren), könnte sich Prinz Edward ja verstärkt den russischen Einwanderern zugewandt haben?
Ursprung
Die Russisch stammt aus der Gegend rund um die nordrussische Stadt Arkhangelsk, von der Arkhangelsk Insel.
Kaufleute brachten diese Katzen um 1860 nach Europa.
Arkhangelsk, Maltese, Foreign Blue und Spanish Blue wurden im Crystal Palace 1871 ausgestellt. 1912 wurden sie als eigene Rasse registriert.
Eine Quelle, welche über den Import von Russischen Katzen nach England berichtet, war das Magazin von Mrs. Carew Cox,
die ihre erste Arkhangelsk-Katze um 1890 erwarb und sie in ihrem Magazin beschrieb, als blaue Kurzhaarkatzen aus Nordrussland mit einem kurzen silbrigen Fell, mit großen Ohren, weit gesetzten Augen und einem schlanken Gesicht, die sehr intelligent und anhänglich seien:
"In 1890 I got Kolya - a beautiful blue and white cat. It was exported from the Kola Peninsula located between the White Sea and the Barents Sea. It changed several masters in the open sea and finally it was exchanged for a leg of mutton in London docks. Kolya was a very nice little cat. It had an absolutely round muzzle and very soft fur. It died in November of 1900".
In Deutsch: 1890 erhielt ich Kolya - eine schöne blau-weiße Katze. Sie wurde von der Kola-Halbinsel exportiert, die zwischen dem Weißen Meer und der Barent See liegt. Sie hatte verschiedene Besitzer auf offener See und wurde schließlich gegen eine Lammkeule in den Docks von London eingetauscht. Kolya war eine sehr liebe kleine Katze. Sie eine absolut runde Schnauze und sehr weiches Fell. Sie starb im November 1900.
1893 importierte Mrs. Carew Cox Olga aus Arkhangelsk, dann die Katzen Lingpopo,Moscow, Boyard, Fashoda, Odessa und Yula.
MRS. CAREW COX'S BLUE MALE "BAYARD."
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MRS. CAREW COX'S "YULA."
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1903 wurde in England "The book of cats" von Miss Simpson veröffentlicht, welches über die Russisch Blau schreibt, dass sie aus der Gegend von Arkhangelsk stammt. Carrieu-Cox's Anmerkungen über die Russisch Blau in diesem Buch sind auch heute noch aktuelll.
Erst Flop, dann top
Der Prinz soll zwar den Vorsitz über den ersten Club, der für die Katzen aus Archangelsk gegründet wurde, übernommen haben, züchterisch bedeutsam aber war in erster Linie die Arbeit von Mrs. Carew-Cox aus Saffron-Walden in Essex.
Weil sie erwiesenermaßen etliche Russisch Blau ganz gezielt aus Archangelsk importierte - und diese nur untereinander kreuzte, also nicht dem allgemeinen Trend folgte: Zu jener Zeit wurden nämlich alle blauen (und nicht nur diese) Kurzhaarkatzen mehr oder weniger gemeinsam verpaart, wodurch sich jegliches, auch das russische, Erbe natürlich nach und nach immer mehr verwässerte. Da die Katze alten Fotos aus der Jahrhundertwende zufolge kaum Unterschiede aufwiesen und das Züchten eine relativ eingleisige Angelegenheit war, hatten etwaige Konsequenzen - wie der Verlust rassespezifischer Merkmalle - keine Bedeutung.
Zumal von Rasse in unserem Sinne sowieso noch nicht viel zu bemerken war , denn auf ein Minimum reduziert ging das über eine Trennung in Langhaar, Kurzhaar und Siamfärbig (=pointed) nicht sehr weit hinaus, umfasste lediglich noch begehrte Farben, wie eben Blau. Wohl gab es trotzdem einige Katzen, die sich durch einen schlankeren Körperbau, ein längeres Gesicht und besonderes durch das dicke, silbrige Fell abhoben von den runderen Köpfen des stämmigeren britischen Modells, aber da sie allesamt außerdem in der gleichen Klasse ausgestellt wurden, hatte der russische Typ auch hier in der Regel das Nachsehen.
Erste Schritte in die Selbstständigkeit.
Das schmerzte die kleine Gruppe um Mrs. Carew-Cox, die trotzdem wacker die Fahne der Russisch Blau hochhielt, und aufgrund gemeinsamer Bemühungen erreichten sie 1912 sowohl die Aufteilung in "Blue Britisch Type" und "Blue Foreign Type" als auch, dass sie nunmehr getrennt gerichtet werden. Leider war das nur als Teilerfolg zu werten, weil alle blauen "Ausländer" in der zweiten Gruppe landeten - und da tummelte sich so allerlei. Keine Rede auch von Archangelsk oder Russisch Blau, aber dennoch ein wichtiger, wenn auch kleiner Schritt in Richtung Karriere ais eigenständige Rasse.
Nichtsdestotrotz war der Weg noch lang und ziemlich steinig... Erst 1939 bes,ann man sich dann doch wieder auf die Züchter hatten eine menge Arbeit vor sich. Denn nun hieß es nicht nur, ihre Rasse durch selektive Zucht sowohl von den pummeligeren blauen Britten auch von den anderen "Ausländern" noch deutlicher abzugrenzen, sondern vor allem, alle miteinander wieder aus dem russischen Erbgut zu verbannen. So betonte man zwar bewusst den langen, schlanken und eleganten Typ, den schmalen Kopf und die grüne Augenfarbe, aber solche Attribute zeigte der "orientalische Typ" auch... das doppelte, dicke, silbrige Fell freilich weniger, davon gab es nicht direkt viele Exemplare...
Dennoch könnte man es bei einigen Katzen zwangsläufig nicht ganz so eng gesehen haben, was die Fellqualität anlagerte, sondern beim Augenmerk auf den Silberschimmer möglicherweise auch die eine oder andere Korat zur Russin gemacht haben - rein hypothetisch gesehen jedenfalls, dann Korats wurden immerhin schon 1986 in London vorgestellt.
Wiederaufbau
In den Wirren des Zweiten Weltkrieges gingen leider viele Katze, deren Abstammung sich auf Mrs. Carew-Cox' Russen zurückführen ließen, verloren. Und als sich die Katzenfreunde nach Kriegsende wieder dem normalen Leben und dem geliebten Hobby zuwenden konnten, mussten sie feststellen, dass auch viele wichtige Aufzeichnungen nicht mehr aufzufinden waren - was eine große Lücke in der Geschichte der Rasse hinterließ.
Direkt betroffen war z. B. "Gedling Mokey's", eine der wichtigsten englischen Stemmkatzen nach dem Krieg aus dem Besitz von Mrs. Rochford (Dunloe), deren Abstammung nicht mehr rekonstruiert werden konnte. Die Vorfahren einer weiteren wichtigen Katze, "Theydon Fairy Prince", geboren am 1.1.1940, ließ sich immerhin, wenn auch lückenhaft, bis 1929 zurückverfolgen. Und so nahm das Schicksal seinen lauf. In Ermangelung eines geeigneten Katers wurde "Monkey" mit einem Siam bluepoint vermählt, und ein blauer Sohn aus dieser Verbindung, "Dunloe Domоkvitch", avancierte zu einem begehrten Deckkater.
Dunloe Domokvitch och Legionnaire la Vedette
In Skandinavien war es die am 23.4.1941 geborene "Pierette",
die ebenfalls mit einem Siamesen verpaart wurde und als Begründerin der nordischen Russen-Dynastie gilt. 1948 bekam die Russisch Blau ihren Namen unwiderruflich zurück, die GCCF nahm sie wieder in ihre Zuchtbücher auf und legte einen Standart fest, der 1952 geringfügig revidiert wurde - und eindeutig eine Orientalin beschrieb ... womit dokumentiert war, dass bis dahin fleißig Orientalkatzen eingekreuzt worden waren. Die wichtigsten Punkte (gekürzt) laufen:
"Schlank und länglich gebaut (ägyptischer Typ) und von zierlicher Struktur, mit langgezogenem Kopf, engem Schädel und fliehender Stirn ... Fell kurz und flach anliegend, leuchtend. Körperform und Schwanz langgezogen, eleganter Körper, graziös in der Linie, zart gebautes Skelett und leichte Struktur. Sehr langer Schwanz, dünn und zugespitzt. Lange, dünne Pfoten ... Kopf und Hals: Der Schädel ist flach und eng, die Stirn fliegend, Kopf und Hals langgezogen, indem sie dem Körper eine weiche, schlangenartige Beweglichkeit geben". Das möchten die treuen Anhänger nun doch nicht unwidersprochen hinnehmen und so schritt eine Handvoll britischer Züchter entschlossen zur Tat, um der Rasse erneut zu ihrem originalen Erscheinungsbild zu verhelfen und den alten Typ zu forcieren und festigen. Mit Erfolg, denn 1965 wurde im Rahmen eines Meetings von GCCF und FIFe Granden der Standart zugunsten des ursprünglichen Outfits abgeändert und in ungefähr dieser Form auch beibehalten.
Russische Amerikaner
Oder vice versa, wie's beliebt. Durch die Teilnahme an Ausstellungen (damals gab es noch keine Quarantänebestimmungen) aufeinander aufmerksam geworden, begann zunächst zwischen Englang und Skandinavien ein reger Austausch von Zuchttieren, nur wenig später mischte auch Holland heftig mit (van de Kaukasus). Bereits 1947 waren die USA offiziell von "Dunloe Jan" und "Dunloe Blue Silk" erobert worden, deren eine Reihe von englischen und skandinavischen Zuchtkatzen folgte.
Volume 34, 1949 registriert wurden, waren Dunloe Jan und Janloe Blue Silk, ein Geschwisterpar aus einem Wurf zwischen "Dunloe Aphrodite" und "Dunloe Blue Socks". Erst 1964 wurde die erste Katze, "GC Maja Acre Igor II of 3 R's", Grand Champion.
Die erste Katze, die in Amerika den heutigen Typ der Russisch Blau festigte, war der Kater "GC Felinest Flying High".
Fast fünfzig Jahre zuvor hatte zwar eine Mrs. Locke aus Chicago Katzen von Mrs. Carew-Cox nach Amerika geholt, aber alle Nachforschungen über deren Verbleib verliefen ergebnislos. Angeblich soll die steigende Beliebtheit der American Shorthair (die es auch in Blau gab/gibt) die Russisch Blau verdrängt haben, Beweise dafür fehlen allerdings. Sehr wohl belegt ist indes, dass bereits Anfang der vierziger Jahre Russisch Blau auf Ausstellungen in den USA gezeigt wurden.
We are back!
Hatten die Amerikaner sie einst aus Europa importiert, so kehrten einige Nachkommen dieser katzen wieder dorthin zurück. "Tzar Blue's" und "Katzenburg's" mischten sich auf unserem Kontinent unter die alten skandinavischen (vorwiegend dänischen) und britischen Linien. Zu den berühmtesten Katzen dieser Zeit zählen "Kit-kin's Sandra",
deren Vorfahren aus Schweden und England stammten, oder "Scimitar Popov",
eine Legende und in fast allen alten Stammbäumen von Russisch Blau in Mitteleuropa zu finden. Sein Urenkel, "Andy von Sopka",
war der erste Grand International Champion aus deutscher Zucht, und dessen Sohn "Boris von Amorsbrunn" errang in der deutschen Top Twenty 1985 immerhin den sechsten Platz!
Eine Erfolgsgeschichte? Ja. Ohne Zweifel. Eine spektakuläre Karriere, wie sie andere Rassen "hingelegt" haben, ist den Russisch Blau dennoch nicht gelungen. Ihre wirklichen Freunde sehen's gelassen, denn es schützt die Rasse vor Spontankäufen und unkontrolierter Massenzucht, wie es so manches Statussymbol über sich ergehen lassen muss... Eine Russisch Blau offenbart ihre Reize nur dem "richtigen" Blick, und der vermag auch zu erkennen, dass sie deren ziemlich viele zu bieten hat...
Zärtlich bis in die Schnurrhaare
Dazu ausgeglichen, sensibel, harmoniebedürftig - und stets von wahrhaft aristokratischer Höflichkeit. Na ja, klar können sie auch mal ausflippen, das Nervenkostüm jeden Lebewesens hat nur eine bestimmte Belastbarkeit. Aber bei einer Russisch Blau muss es schon arg daherkommen, und verständlicherweise ist die Grenze auf Shows, wo es keine Rückzugsmöglichkeit gibt, eher erreicht. In einem "normalen" Hauhalt wird man derlei kaum erleben. Sie besitzen eine Art natürlicher Aristokratie, die - wie bei Menschen auch - nicht anerzogen, sondern ererbt ist. Weshalb sie lieber auf Tauchstation gehen, wenn's zu turbulent wird, denn Aufbegehren oder "Laut"-werden ist ihre Sache nicht wirklich. Zwar wird ihnen ein etwas stärker ausgeprägtes Dominanzverhalten nachgesagt und dass sie gern den Ton angeben (gibt's natürlich auch, hat meiner bescheidenen Meinung nach viel mit der Haltung zu tun), nichtsdestotrotz sie sind ein soziales Völkchen, das sich in der Regel gut mit anderen Katzen verträgt, mit netten Hunden keinerlei Probleme hat und reichlich Geduld Kindern gegenüber aufbringt. Sofern möglich, würde sie ein Freigehege absolut klasse finden, muss aber nicht sein, Wohnung mit tüchtig Klettermöglichkeit reicht absolut. Was aber wirklich sein muss, ist eine adäquater kätzischer Partner - dürfen auch mehrere sein, aber bitte nicht "sammeln": Wird nämlich die Schar zu groß, ist eine Russin die Erste, die "untergeht". Jedenfalls kommunizieren sie gern - auch mit Menschen, und da können sie's unglaublich beredt einfach mittels Ausstrahlung! Faszinierend.
Ihre Menschen sehr zugetan, sanft und von etwas dezenter (also nicht aufdringlicher)Anhänglichkeit, sollen sie Fremden gegenüber eher reserviert und zurückhaltend sein. Ja. Und nein. Sind eben nicht alle gleich. Aber der liebevollen Zuwendung eines Besuchers kann keine Russin ernsthaft lange widerstehen, und so ist das Eis schnell gebrochen. Einer Schnupperprüfung, wenn's geht Face to Face, folgt relativ prompt ein sachtes Köpfchengeben, und schon ist Streicheln angesagt, dezentes Schmusen inklusive. Beim Spielen überrascht sie dann mit ihrem ganzen potenzial an Temperament, das man bei so einer vorher manchmal beinahe introvertiert oder irgendwie seltsam abwesend wirkenden Katze nicht gleich erwartet hätte. Russen sind aufmerksam, neugierig, ziemlich schnell, wendig, tricksen den Spielpartner dabei ziemlich mühelos aus und liefern eine filmreife Show voller Kapriolen und Heiterkeit. Ohne den geringsten Anflug von Aggression, wenn dabei ein wenig gerempelt wird. Sie müssen jedenfalls nicht ständig geknuddelt und herumgetragen werden, aber sie schätzen Nähe und Aufmerksamkeit nicht nur, sie brauchen sie wie die Luft zum Atmen - denn eine Russisch Blau setzt sich eben kaum in Szene, kann sich nicht immer "holen", was sie braucht, sondern zieht sich eben zurück, wenn sie vernachlässigt oder zu wenig beachtet wird. Ich habe die Ehre, eine ganze Reihe von ihnen persönlich zu kennen - und bin von ihrer stillen Zärtlichkeit gerührt bis ins Herz...
Russischer Erzengel?
Eigentlich ist der Name Russisch Blau irreführend, denn sie kamen keineswegs nur aus Russland. Blaue Katze mit kurzem Fell waren bereits im achten Jahrhundert in den nördlichen Gefilden Nordfinnlands und einigen nordrussischen Gebieten beheimatet - und damit bereits den Wikingern bekannt. Die das blaue Pelzchen mit dem Silberschimmer freilich so kleidsam fanden, dass sie den armen Besitzern das Fell über die Ohren zogen, um daraus Mäntel, Schals, Mützen und Handschuhe zu fertigen. Einige davon sind heute noch im Wikinger-Museum von Paris zu bestaunen... Eine traurige Gemeinsamkeit übrigens mit den Kartäuserkatzen, die ja ebenfalls dereinst für mancherlei apartes Accessoire ihr Leben lassen mussten.
Schnurren am Zarenhof
Etwa um 1850 ist die Existenz der Russisch-Blau-Katze "Vadka" am russischen Zarenhof belegt. Zar Nikolaus I. soll ein so großer Freund der Blaugrauen mit dem Silberschimmer im Fell gewesen sein, dass sie sogar bei den Zarenkindern im Bett schlafen durften - oder von den abergläubischen Kinderfrauen extra in die Schlafgemächer gebracht wurden, damit sie den kindlichen Schlummer bewachen und tunlichst die bösen Geister vertreiben. Beliebtheit an allerhöchster Stelle fokussiert logischerweise die Aufmerksamkeit des Adels, weshalb die eleganten Samtpfoten nicht nur vermehrt geschätzt, sondern sogar fotografisch abgelichtet wurden. Wie das Bild einer im Bett schlafende Katze beweist, aufgenommen von Anna Wirubowa, einer Hofdame der Zarin. Abgesehen davon dürften, einer Dokumentation zufolge, die Blauen gemeinsam mit dem gewöhnlichen Katzenvolk in der Eremitage dem natürlichen Gewerbe des Mäusefangens nachgegangen sein...
http://www.eurocatfancy.de/de/nav/cat-breeds/RUS/russian_profile.html
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